Das Gemälde zeigt sieben Männer im Matrosenanzug, die dem Betrachter zugewandt sind. Fünf der Männer sind stehend und zwei weitere kniend dargestellt. Die verschwommenen Konturen geben dem monochrom ausgeführten Bild den Anschein einer unscharfen Fotografie; das Dargestellte scheint sich dem Betrachter zu entziehen. Über die zu jener Zeit charakteristische Unschärfe in seinen Bildern sagt Richter: „Ich verwische, um alles gleich zu machen, alles gleich wichtig und gleich unwichtig.“1
Das Gemälde beruht auf einem Zeitungsausschnitt, welcher auf Blatt 12 von Atlas, Richters umfangreicher Motivsammlung, zu finden ist. Das Bild ist keine exakte Kopie der Fotovorlage. Richter veränderte die Komposition etwas und zwei der Männer tauchen zwar in der Fotografie, jedoch nicht in dem fertigen Gemälde auf.
Gruppenporträts wie dieses spielen eine wichtige Rolle in Richters frühem Werk. Beginnend im Jahr 1963 mit dem Gemälde Party [WVZ: 2-1] kommt das Motiv in den 1960er Jahren immer wieder in seiner Arbeit vor: die Bilder Familie [WVZ: 30], Neger (Nuba) [WVZ: 45] aus dem Jahr 1964; Schwimmerinnen [WVZ: 90] und Krankenschwestern [WVZ: 9], beide von 1965; und Familie Liechti [WVZ: 117] von 1966, dem gleichen Jahr in dem auch Matrosen entstand, um nur einige zu nennen.
Matrosen basiert, wie alle der oben genannten Gemälde, auf einer fotografischen Vorlage. Richter entschied sich nach Fotografien zu malen, denn „das Foto ist das perfekteste Bild; es ändert sich nicht, es ist absolut, also unabhängig, unbedingt, ohne Stil. Es ist mir deshalb in der Weise, wie es berichtet und was es berichtet, Vorbild.“2
Auf die Frage, was ihm das Bild heute bedeutet, antwortete Richter: „Ich mag, dass es so zart ist und so verwischt. Die Fotovorlage stammt aus der gleichen Zeit, in der ich es gemalt habe, damals gab es ja zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg überhaupt wieder Militärbilder zu sehen. Ich selbst war nie beim Militär. Wenn ich es jetzt betrachte, dann erinnere ich mich vor allem an eines: wie fremd und geheimnisvoll mir diese Männer und ihre Welt damals erschienen.“3
1 Gerhard Richter – Text 1961 bis 2007: Schriften, Interviews, Briefe, Dietmar Elger und Hans Ulrich Obrist (Hrsg.), Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2008, S. 33.
2 Ebd., S. 30.
3 Tittel, C. (2010) Gerhard Richter – Die Hälfte im Museum ist Müll Welt Online [online], http://www.welt.de/kultur/article9843144/Gerhard-Richter-Die-Haelfte-im-Museum-ist-Muell.html (aufgerufen 24/09/2010).
Notiz erstellt von der Redaktion
Sotheby's, New York, USA: 09 November 2010
$ 13,242,500 (inkl. Aufgeld) |
Dieses Kunstwerk basiert auf einem Bild aus dem Atlas:
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