Das Gemälde Küchenstuhl zeigt einen einfachen Holzstuhl, der vor einer hellen Wand steht. Starker Lichteinfall von der rechten Seite erzeugt den Schatten des Stuhles auf der Wand, die sich vom dunklen Boden abhebt. Die Sitzfläche des Stuhles ist verkürzt dargestellt, was auf einen niedrigen Blickpunkt zurückzuführen ist.
Küchenstuhl ist das erste von drei Stuhl-Motiven [WVZ: 97–99], mit denen sich Gerhard Richter im Jahr 1965 beschäftigte. Die fotografische Vorlage für das Gemälde fertigte er selbst an: „Das war ein Stuhl, den ich selbst besaß, und eine Aufnahme von mir. Ich war damals auf der Suche nach banalen Gegenständen. Der Stuhl hier, der Tisch, die Klopapierrolle. Die überwiegende Mehrzahl der Fotobilder entstand nach Aufnahmen, die ich anderswo fand, aber das Foto hierfür habe ich selbst gemacht.“1
Die Fotografie, die im Gegensatz zum ausgeführten Gemälde ein quadratisches Format aufweist, befindet sich auch in Richters Vorlagensammlung Atlas [Tafel: 11]. Darauf erkennt man, dass der Stuhl neben einer Tür steht, die nicht in das Gemälde übertragen wurde. Während der Stuhl auf der Fotografie von einem Lichtkegel beleuchtet wird und sich von seiner dunklen Umgebung abhebt, dominieren im Gemälde die hellen Töne der Wand.
Das Gemälde Küchenstuhl reiht sich in die Reihe von Frühwerken des Künstlers ein, die in der Tradition der Pop Art banale Alltagsgegenstände zum Motiv haben. Das Malen nach Vorlagen, wie auch bei Faltbarer Trockner [WVZ: 4] Klorolle [WVZ: 75/1-3] oder Kleiner Stuhl [WVZ: 99], nimmt die Wichtigkeit des kreativen Prozess des Künstlers zurück und rückt die malerische Qualität der Bilder in den Fokus.
1 Kommentare zu einigen Bildern 1991 in: Gerhard Richter. Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2008, S. 271.
Notiz erstellt von der Redaktion
Städtische Kunsthalle Recklinghausen, Recklinghausen, Germany
Dieses Kunstwerk basiert auf einem Bild aus dem Atlas:
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