Grey Paintings

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Als ich anfangs (vor ungefähr acht Jahren) einige Leinwände grau zustrich, tat ich das, weil ich nicht wusste, was ich malen sollte oder, was zu malen wäre, und es war mir klar, dass so ein erbärmlicher Anlass auch nur unsinnige Resultate zur Folge haben konnte. Mit der Zeit jedoch bemerkte ich Qualitätsunterschiede zwischen den Grauflächen und auch, dass diese nichts von der destruktiven Motivation zeigten. Die Bilder fingen an, mich zu belehren. Indem sie das persönliche Dilemma verallgemeinerten, hoben sie es auf […].

Aus einem Brief an Edy de Wilde 23.2.1975, 1975 QUELLE
Gerhard Richter: Text. Writings, Interviews and Letters 1961–2007, Thames & Hudson, London, 2009, p. 14

Grau. Es hat schlechthin keine Aussage, es löst weder Gefühle noch Assoziationen aus, es ist eigentlich weder sichtbar noch unsichtbar. Die Unscheinbarkeit macht es so geeignet zu vermitteln, zu veranschaulichen, und zwar in geradezu illusionistischer Weise gleich einem Foto. Und es ist wie keine andere Farbe geeignet, ,nichts‘ zu veranschaulichen.

Aus einem Brief an Edy de Wilde 23.2.1975, 1975 QUELLE
Gerhard Richter: Text. Writings, Interviews and Letters 1961–2007, Thames & Hudson, London, 2009, p. 14

Grau ist für mich die willkommene und einzig mögliche Entsprechung zu Indifferenz, Aussageverweigerung, Meinungslosigkeit, Gestaltlosigkeit. Weil aber Grau, genau wie Gestaltlosigkeit und so fort, nur als Idee wirklich sein kann, kann ich auch nur einen Farbton herstellen, der Grau meint, aber nicht ist. Das Bild ist dann die Mischung von Grau als Fiktion und Grau als sichtbarer proportionierter Farbfläche.

Aus einem Brief an Edy de Wilde 23.2.1975, 1975 QUELLE
Gerhard Richter: Text. Writings, Interviews and Letters 1961–2007, Thames & Hudson, London, 2009, p. 14

Was bedeutet auf Ihre Kunst übertragen, dieser Begriff „Unversehrtheit‟?
Das ist ein Idealzustand. Die grauen Bilder zum Beispiel, eine grau angestrichene Fläche, ganz monochrom, sind erstmal, von der Motivation her, aus einem Grund entstanden, der eher sehr negativ war. Das hat viel zu tun mit Ausweglosigkeit, Depression und ähnlichen Dingen. Aber dann muss das am Ende doch umgekippt werden und muss zu einer Form kommen, wo diese Bilder dann eine Schönheit besitzen. Und in diesem Fall ist es keine heitere Schönheit, sondern eine ernste.

Interview mit Christiane Vielhaber 1986, 1986 QUELLE
Gerhard Richter: Text. Writings, Interviews and Letters 1961–2007, Thames & Hudson, London, 2009, p. 14

Die Farbe für die Grauen Bilder wurde vorher angemischt und dann mit verschiedenen Werkzeugen aufgetragen – manchmal mit dem Pinsel. Aber nach dem Malen hatte ich bisweilen das Gefühl, dass das Grau nicht zufriedenstellend und noch eine weitere Farbschicht notwendig war.

Kommentare zu einigen Bildern 1991, 1991 QUELLE
Gerhard Richter: Text. Writings, Interviews and Letters 1961–2007, Thames & Hudson, London, 2009, p. 14

Sie haben mehrfach in den verschiedenen Jahrzehnten graue Bilder gemalt. Können Sie dazu etwas sagen?
Kompliziertes Thema. Sicher kommt das Grau auch von den Fotobildern und es hat natürlich auch damit zu zun, dass ich das Grau für eine wichtige Farbe halte, die ideale Farbe für Meinungslosigkeit, Aussageverweigerung, Schweigen, Hoffnungslosigkeit. Also für Zustände und Aussichten, die einen betreffen und für die man ein Bild finden möchte.

Interview mit Jan Thorn-Prikker 2004, 2004 QUELLE
Gerhard Richter: Text. Writings, Interviews and Letters 1961–2007, Thames & Hudson, London, 2009, p. 14

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