Ein Student hat bei seinen Forschungen tatsächlich die Zeitungen und Zeitschriften ausfindig gemacht, aus denen diese Bilder stammen, und festgestellt, dass viele davon Illustrationen zu einer Sammlung von grausigen Geschichten sind, Mord und Selbstmord; das ist etwas ganz anderes als die Bilder selbst. Es gibt einen Kontrast zwischen der Botschaft des Textes und der, die die Illustration unter Verschluss hält.
Aber der Anlass war eher mein Wunsch nach Ordnung und Übersicht. Die vielen Schachteln voller Fotos und Skizzen bedrücken ja nur als etwas ganz Unerledigtes. Da ist es schon besser, die brauchbaren Sachen ordentlich herzurichten und den Rest wegzuwerfen. So entstand dieser Atlas, den ich dann paarmal ausgestellt habe.
Der Atlas gehört ja schon längst nicht mehr mir, sondern dem Lenbachhaus in München. Ab und zu sehe ich ihn irgendwo wieder und finde es dann interessant, dass er jedesmal etwas anders aussieht.
Ich habe am Anfang versucht, alles darin unterzubringen, was zwischen Kunst und Müll lag, was mir irgendwie wichtig erschien und zu schade war, um es wegzuwerfen. Nach einer Weile im Atlas haben manche Blätter dann doch einen anderen Wert erhalten, das heißt, es schien mir, dass sie auch allein bestehen könnten, nicht nur im Schutz des Atlas.
Beim Durchblättern des Atlas lässt sich erkennen, dass Sie in den letzten Jahren weniger Fotografien tatsächlich in Malerei umsetzen. Sind Sie in Ihrem Auswahlprozess strenger geworden?
Vielleicht auch, aber es hängt insgesamt davon ab, dass ich viel mehr fotografiert habe in all den Jahren, so dass ich gar nicht mehr daran denken konnte, es zu malen. Da war der Atlas auch eine Möglichkeit, die Fotos wie in einem Tagebuch zu sammeln, abzulegen, zu erledigen.