Techniken

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Die Frage der Komposition ist unwichtig, sie spielt bei der Auswahl der Fotos höchstens eine negative Rolle. Das heißt, die Faszination eines Fotos liegt nicht in einer ausgefallenen Komposition, sondern in dem, was es aussagt, in seiner Information. Andererseits hat Komposition immer auch eine zufällige Richtigkeit.

Notizen 1964 (–1967), 1964 QUELLE

Ich mag alles, was keinen Stil hat: Wörterbücher, Fotos, die Natur, mich und meine Bilder. (Denn Stil ist Gewalttat, und ich bin nicht gewalttätig).

Notizen 1964–1965, 1964-65 QUELLE

Ich mache keine Verwischungen. Dass ich verwische, ist nicht das Wichtigste und nicht Erkennungsmarke meiner Bilder.

Notizen 1964–1965, 1964-65 QUELLE

Ich verwische, um alles gleich zu machen, alles gleich wichtig und gleich unwichtig. Ich verwische, damit es nicht künstlerisch-handwerklich aussieht, sondern technisch, glatt und perfekt. Ich verwische, damit alle Teile etwas ineinanderrücken. Ich wische vielleicht auch das Zuviel an unwichtiger Informationen aus.

Notizen 1964–1965, 1964-65 QUELLE

Was bedeutet die Unschärfe auf Ihren Bildern: Flüchtigkeit des Inhalts oder verstärkter Hinweis darauf? Oder ist das Verwackeln einfach typisch für dieses laienhaft gehandhabte Massenmedium?
Sicher hängt diese äußerliche Unschärfe mit dem erwähnten Unvermögen zusammen. Ich kann über Wirklichkeit nichts Deutliches sagen als mein Verhältnis zur Wirklichkeit, und das hat dann was zu tun mit Unschärfe, Unsicherheit, Flüchtigkeit, Teilweisigkeit oder was immer. Aber das erklärt nicht die Bilder, sondern bestenfalls den Anlass, sie zu malen.

Interview mit Rolf Schön 1972, 1972 QUELLE

In Ihren frühen Bildern und Zeichnungen haben Sie oft die Konturen verwischt. War das Ausdruck Ihrer Schwierigkeit, eine konkrete Aussage zu machen?
Ja, auch. Es war auch ein Versuch, den persönlichen Anstrich loszuwerden. Ich wollte es so anonym wie ein Foto machen. Aber es war vielleicht auch der Wunsch nach Perfektion, dem Unerreichbaren, was dann ja auch wieder einen Verlust an Unmittelbarkeit bedeutet. Doch irgendetwas fehlt. Deshalb habe ich diese Methode aufgegeben.

Interview mit Dorothea Dietrich 1985, 1985 QUELLE

Wie kamen Sie auf die Idee, solche verwackelten Fotos zu malen?
Ich war Student, und da lehnt man sich an die kunstgeschichtlichen Vorbilder an, und die waren unbefriedigend. Dann entdeckte ich, dass in den Fotos, was mir in den Bildern gefehlt hat, nämlich, dass sie sehr viele Aussagen haben, sehr viele Inhalte. Die hätte ich gerne in die Bilder transportiert und für sie verwendet.

Interview mit Christiane Vielhaber 1986, 1986 QUELLE

Auf welcher Grundlage wählen Sie Ihr Format?
Ich entscheide mich, je nachdem wie ich mich fühle, also willkürlich. Wenn ich längere Zeit nichts gemacht habe, fange ich immer klein an, auf Papier.

Interview mit Anna Tilroe 1987, 1987 QUELLE

Zufall als Thema und Methode
Methode, um etwas Objektives entstehen zu lassen, Thema, um ein Gleichnis (Bild) zu schaffen für unsere Überlebensstrategie:
1) Methode des Lebendigen, das die zugefallenen Bedingungen, Eigenschaften und Ereignisse nicht nur verarbeitet, sondern nur als ,Verarbeitung‘ existiert, unstatisch, nichts anderes und nur auf diese Weise.
2) Ideologisch: Verneinung des Plans, der Meinung, der Weltanschauung, die die gesellschaftlichen Entwürfe schafft, und in der Folge die ,großen Bilder‘. Also das, was ich oft als mein Manko ansah, dass ich nicht in der Lage war, ein ,Bild zu schaffen‘, ist nicht Unfähigkeit, sondern instinktives Bemühen um eine modernere Wahrheit, die wir bereits leben (Leben ist nicht das Gesagte, sondern das Sagen, nicht das Bild, sondern das Bilden).

Notizen 1989, 1989 QUELLE

Ihre Gemälde weisen immer eine perfekte Technik auf…
Im Gegensatz zu der Zeit, als man die Technik lernen und so früh wie möglich üben musste, beherrscht sie heute keiner mehr. Malen ist so einfach geworden – jeder kann es tun! –, dass es oft zu einem gewissen Unsinn führt. Vor einem solchen Hintergrund fällt es natürlich auf, wenn jemand die Technik beherrscht. Für mich war das immer selbstverständlich und nie ein Problem. Ich stehe ja noch ganz in der Tradition der Malerei. Viel wichtiger ist für mich der Versuch, ja der Wunsch, zu zeigen, was ich will und dies mit so viel Genauigkeit wie möglich. In diesem Sinne brauche ich die Technik. Für mich ist die Perfektion so wichtig wie das Bild selbst.

Gespräch mit Henri-François Debailleux 1993, 1993 QUELLE

Wenn ich beim Malen ein Motiv verzerre oder zerstöre, ist das keine geplante und bedachte Handlung, sondern es ist ganz anders begründet: Ich sehe, dass das Motiv, wie ich es gemalt habe, irgendwie unansehnlich wirkt, unerträglich aussieht. Dann versuche ich eben, meinem Gefühl zu entsprechen, das ansehnlich zu machen. Und das heißt, derart lange zu malen, zu ändern oder zu zerstören, bis es mir besser gefällt. Und warum das so ist, darüber gebe ich mir keine Rechenschaft.

Interview mit Astrid Kasper 2000, 2000 QUELLE

Die Verwischung macht die Bilder ein bisschen vollkommener. Wenn sie nicht verwischt sind, sind so viele Details nicht gelungen, und das Ganze stimmt auch nicht. Dann kann die Verwischung helfen, das Bild unangreifbarer zu machen, entrückter, verschleierter – so einfach geht das.

Interview mit Astrid Kasper 2000, 2000 QUELLE

Bei einem Pinsel üben Sie die Kontrolle aus. Die Farbe kommt auf den Pinsel und Sie setzen die Markierung. Aufgrund Ihrer Erfahrung wissen Sie dann, was passieren wird. Bei dem Rakel verlieren Sie die Kontrolle.
Nicht ganz, nur zum Teil. Es hängt von dem Winkel ab, dem Druck und der bestimmten Farbe, die ich auftrage.

Ich habe nichts zu sagen, und ich sage es. Ein Gespräch zwischen Gerhard Richter und Nicholas Serota, Frühjahr 2011, 2011 QUELLE

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